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Querbeet :: Sozialkahlschlag

Radikale Verhältnisse - Film "Neue Wut" - Der Film zur Protestbewegung gegen Agenda 2010 und Hartz IV

Der Film von Martin Keßler, der "Michael Moore Deutschlands", ist fertig. Der Film "Neue Wut" ist ein Film der Bewegung und zeigt den Protest gegen Agenda 2010, Hartz IV und den Kampf bei Opel.
Martin Keßler hat diesen Film, trotz fehlender finanzieller Basis, produziert und ist auf unsere Solidarität angewiesen. Also bestellen und nicht kopieren!
Der Link zum Film lautet:
http://www.neuewut.de/

Der Film zum Bestellen
Gut recherchierte und politisch brisante Filme, wie Martin Keßlers Neue Wut, sind selten. Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wäre es, seinem Publikum im Sinne des Verfassungsauftrags auf Information und Bildung einen solchen Film auch zu präsentieren. Denn auch deshalb erhalten die Öffentlich-Rechtlichen Gebühren - damit kritische Öffentlichkeit hergestellt wird. Doch noch hat sich keiner der Sender entschließen können, den unabhängigen renommierten Fernsehautor mit einem Auftrag zu versehen.
Deshalb hat Keßler sich für die Vermarktung seines Films auf DVD und VHS entschieden. Einen Teil seiner Sachkosten hat der Autor bereits gedeckt, weil gesellschaftliche Organisationen und Stiftungen DVDs und VHS bereits in Paketen vorbestellt haben, um sie später in ihrer Bildungsarbeit einzusetzen.
Der Film ist ab sofort vorzubestellen bei Martin Keßler, Filmproduktion, Reuterweg 33, 60323 Frankfurt a.M., oder unter E-Mail subskription@neueWUT.de und voraussichtlich ab Mai lieferbar. 22,50 €, bzw. für Studenten und Arbeitslose 17 €, plus jeweils 3,50 € Versandkosten sind unter Angabe des Namens und Verwendungszwecks "neueWut" an Martin Keßler, Konto-Nr. 7200013675, BLZ 50190000 an die Frankfurter Volksbank zu überweisen. Weitere Infos unter: www.neueWut.de

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ver.di berichtet in PUBLIK 04 über den Film. Den kompletten Artikel findet Ihr hier.

 

Radikale Verhältnisse

Für seinen Film "Neue Wut" hat Martin Keßler eineinhalb Jahre die Protestbewegung gegen Agenda 2010 und Hartz IV beobachtet. Er schildert den persönlichen und politischen Alltag von Demonstranten.
In Dokumentationen und Nachrichten oder bei Sabine Christiansen, also im üblichen politischen Fernsehgeschehen, wird "business as usual" gesendet. So als habe es gar keinen grundsätzlichen Wandel des staatlichen Sozialsystems in unserer Republik gegeben, sondern nur vereinzelte Reformen. Im Mai 2005 kommt mit Martin Keßlers Langzeitbeobachtung Neue Wut ein Film auf den Markt, der dieser allseits vorherrschenden Sichtweise Paroli bietet. Der Frankfurter Dokumentarfilmer bürstet die Geschichte gegen den Strich, betrachtet sie "von unten". Und stellt demzufolge ganz andere Fragen. In seiner 90-minütigen Dokumentation Neue Wut steht einmal nicht mehr die Standardfrage zur Debatte: "Wie radikal dürfen oder sollten soziale Bewegungen sein?" Keßler dreht den Spieß um, will wissen: Wie radikal sind die Verhältnisse? Und wo spielen sie sich hauptsächlich ab? Im Betrieb, oder neuerlich nicht vielleicht eher auf den Straßen, in den Häusern und in den Stadtteilen? Welche Gegenwehr ist da angemessen?

Fesselnd wie ein Spielfilm

All dies ist im Film am Beispiel vielschichtiger, persönlicher Geschichten dargestellt. Die Geschichten einzelner Demonstranten, ihres Alltags und ihrer Weltanschauungen, sind fesselnd wie Spielfilmszenen erzählt. Mit wem sich der Zuschauer identifizieren möchte, wird ihm freigestellt: ob mit dem Berliner Attac-Aktivisten (Student und "Idealist"), einem Bochumer IG Metall-Vertrauensmann bei Opel (der gern weiter gestreikt hätte und innergewerkschaftliche Kritik übt) oder einer ehemaligen Bankangestellten und allein Erziehenden, die jetzt in der Nachbarschaftshilfe der Caritas einen Ein-Euro-Job versieht und selbst die jährlichen 30 Cent Zinsen für die Mini-Sparkonten ihrer zwei Kinder im Hartz-IV-Fragebogen offen legen muss. Oder mit einem Ossi, ehemals SED, dann CDU, der später eine eigene Partei im Kneipenhinterzimmer gründet und damit bei der Montagsdemo in Magdeburg abblitzt.

Keßlers Neue Wut wirft einen unabhängigen Blick auf die Verhältnisse. Manchmal lacht man lauthals über die Situationskomik, bis einem das Lachen gleich wieder im Hals hängen bleibt: Zu hart ist die Lage des Einzelnen. Kritische Fragen stellt er nach allen Richtungen: Hat die Regierung es geschafft, die Proteste einzudämmen, indem sie viele Menschen so stark an den sozialen Rand drückt, dass sie zur Teilhabe am kulturellen und politischen Leben nicht mehr fähig sind? Welche Rolle nahmen die Medien ein? Keßler zeigt, wie die Fernsehkameras trotz anhaltend heftiger Proteste zunehmend rarer werden; und wie Journalisten Fragen stellen, die meist die Demonstranten - nicht aber die politischen Entscheider - unter Rechtfertigungszwang bringen.

Keßler stellt jedoch auch die Rolle, die Gewerkschaften in der Protestbewegung spielen, infrage. Ist der gewerkschaftliche Rück-zug auf "das Kerngeschäft" unter den neuen Arbeits- und Lebensbedingungen überhaupt noch adäquat? Hier Opelaner, die weiter streiken wollen, da Spitzengewerkschafter und einige ihrer Anhänger, die den Sog ins warme Nest sozialpartnerschaftlichen Dialogs verspüren. Dahinter stehen jeweils unterschiedliche politische Einschätzungen und andere Alltagserfahrungen. Beides zeigt Keßler. Auch, dass ein Großteil der Opel-Arbeiter sich sehr stark mit dem Risiko beschäftigt, dass auch sie eines Tages Hartz-Betroffene sein könnten. Und als welch schmale Gradwanderung der Weg vom Beschäftigten zum potenziellen Arbeitslosen angesehen wird.

Der ganze Bericht bei ver.di

Posted: Mo - März 28, 2005 at 03:17 nachm.  
   
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